Diabetes und Sehbehinderung

Diabetes und Sehbehinderung

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Zum Sehbehindertentag am 6. Juni 2021

Menschen mit der chronischen Erkrankung Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 können im Laufe ihrer Diabeteserkrankung an der Diabetischen Retinopathie erkranken bzw. sind gefährdet, diese Folgeerkrankung zu erleiden.

Wenn ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel vorliegt, können ganz besonders die feinen Blutgefäße in der Netzhaut des Auges irreparabel geschädigt werden. Die diabetische Retinopathie ist eine sehr tückische Folgeerkrankung, denn sie macht sich in der Anfangszeit kaum bemerkbar. Erst später, wenn die Erkrankung schon fortgeschritten ist, bemerkt der Betroffene eine Veränderung und eine Sehbeeinträchtigung. Es kann vorkommen, dass ein Betroffener wegen einer Seheinschränkung zum Augenarzt geht und erfährt dort, dass die Sehbeeinträchtigung evtl. durch einen Diabetes Typ 1/2, von dem er noch gar nichts weiß, hervorgerufen sein könnte. Der Betroffene geht nach dem Besuch des Augenarztes zur/m Internist*in oder Hausarzt*in und bekommt dort die Einschätzung bestätigt. Deshalb sind augenärztliche Untersuchungen allgemein ein wichtiger Teil in der Gesundheitsvorsorge.

Anfänglich wird die Erkrankung Diabetes (meist Typ 2) gar nicht bemerkt, hat aber schon viele Schäden verursacht. Man sagt, dass rund 1/3 der Typ 2- Diabetiker*innen schon bei der Diagnosestellung Netzhauveränderungen haben.

Je nachdem wie stark die Netzhautschädigung schon fortgeschritten ist, können dauerhafte und massive Sehstörungen auftreten. Im schlimmsten Fall kann das Auge erblindem. Nach Aussagen von Fachverbänden erblinden im Jahr ca. 2000 Menschen und die diabetische Retinopathie ist eine der häufigsten Ursachen, sogar bei jüngeren Diabetiker*innen, die an Typ 1erkrankt sind und im Berufsleben stehen.

Herausforderungen, wenn neben der Grunderkrankung Diabetes eine Seheinschränkung dazukommt:

  • Die Teilhabe am normalen Leben wird erheblich schwieriger und muss teilweise neu erlernt werden
  • Der Diabetische Alltag muss neu erschlossen werden: d. h. Blutzuckermessen, die Benutzung des Pens oder einer Pumpe, das Einschätzen oder Abwiegen der Nahrungsmittel, Einnehmen von Tabletten, Auffinden von Schnellen Kohlehydraten bei einer Unterzuckerung
  • Das Erkennen der richtigen Tabletten oder des richtigen Insulins (Punktschriftkenntnisse wären dabei von Vorteil)
  • Korrekte Bedienung der Hilfsmittel für den Diabetes selbst und im Haushalt
  • Umstellung auf Sprachausgaben z. B. am PC, bei den alltäglichen Hilfsmitteln (Personenwage, Küchenwaage, BZ-Messgeräte, Mobiltelefone, Literatur usw.)
  • Umstellung beim Sport (Inanspruchnahme von Assistenz)
  • Der Umgang im ärztlichen Bereich muss umgestellt werden (Prospektmaterialien reichen nicht mehr aus, genaue mündliche. und praktische Erklärungen müssen erfolgen)

Fazit:
Neben entsprechenden Vorsorgemaßnahmen zu Vermeidung von Folgeerkrankungen und einer guten Betreuung von Diabetespatient*innen, ist wichtig: Die Barrierefreiheit muss endlich auch bei denen ankommen, die das Gesundheitswesen maßgeblich mitbestimmen: Bei den Pharmaunternehmen und in der Industrie und natürlich auch in der Gesellschaft. Wenn manche Hilfsmittel stärker an die eigentlichen Probleme der Menschen angepasst würden, wäre das Miteinander erheblich einfacher und auch selbstverständlicher… .

Insulinpumpen mit Sprachausgabe wäre z. B. für viele (ältere) Diabetiker*innen eine große Erleichterung. Die älter werdenden Menschen bräuchten sich nicht umzustellen, wenn eine Sehbehinderung (aus welchen Gründen auch immer) beginnt. Sie schalten einfach die Sprachausgabe an und können die Pumpe weiterhin fast wie gewohnt betätigen. Erheblich seltener bräuchten sie eine Assistenz, um mit den eigentlich bekannten Tätigkeiten zurecht zu kommen. Sie müssten nicht auf neue Hilfsmittel geschult werden. Eine gewohnte Lebensqualität bliebe erhalten.

Die Unternehmen der Pharmaindustrie sagen bisher, dass der Markt für sprechende Pumpen zu klein sei, um damit Gewinne zu erzielen. Doch wir glauben, wenn das Angebot da wäre, würden viele Menschen dies wahrnehmen. Nur wenn es nicht da ist, warum und wen sollte man fragen?

Es wird in Zukunft immer mehr Diabetiker*innen geben, auch Dank der modernen Technik und Medizin werden wir alle älter, aber leider meist nicht ohne körperliche Hindernisse. Gerade Seh-und Hörbehinderungen werden vermehrt auftreten. Das werden auch die bemerken, die jetzt noch nicht an Behinderungen denken.

Damit man Sehbehinderungen nicht vergisst, ist der 6. Juni 2021 ein wichtiges Datum.