Diabetes und Augen

Diabetes und Augen

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Diabetes und Augen, ein immerwährendes Thema:

Die Winterzeit ist für mich als Diabetikerin mit einer diabetischen Retinopathie und damit verbundenen Seheinschränkung immer wieder eine große Herausforderung. Durch das beeinträchtigte „Dunkelsehen“ und die enorme Blendempfindlichkeit werden Unternehmungen am Morgen und am frühen Abend h zur reinsten Herausforderung!

Mir als betroffener Laie sind einige der verschiedenen diabetischen Augenerkrankungen bekannt:

  •        die nichtproliferative diabetische Retinopathie
  •        die proliferative diabetische Retinopathie
  •        das diabetisches Makula-Ödem, das zusätzlich in jedem Stadium der Retinopathie auftreten kann.

Alle Erkrankungen können sehr bedrohlich für das Sehvermögen werden. Für das Fortschreiten der diabetischen Retinopathie und auch für das Makula-Ödems  sind meist

  •        die Dauer des Diabetes
  •        die mangelhafte Einstellung von Blutzucker
  •        eine arterielle Hypertonie

verantwortlich.

Der Typ des Diabetes beeinflusst die Form einer diabetischen Retinopathie. Die Augen von Menschen mit Typ-1-Diabetes können bei unzureichender Diabeteseinstellung bereits nach zehn Jahren Proliferationen zeigen. Beim Typ 2 ist das Risiko für ein Makula-Ödem etwas höher.

Die diabetischen Netzhauterkrankungen werden in verschiedene Verlaufsformen unterteilt:

  • proliferative Form (unkontrolliertes Gefäßwachstum)
  • exsudative Form (Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen)

Selbstverständlich kann es individuell auch zu Überschneidungen beider Verlaufsformen kommen.

Heute schreibe ich über das Diabetische Makula-Ödem, da viele Diabetiker darunter leiden.

Das Makula-Ödem wird oft durch eine Injektion von VEGF-Hemmern in den Glaskörper unter örtlicher Betäubung behandelt. Dadurch kommt es zu einer Rückbildung der Flüssigkeitseinlagerungen um die Makula und gleichzeitig kann der Wirkstoff neue Gefäßbildungen verhindern. So wie mir aus Gesprächen mit Betroffenen bekannt ist, ist die Behandlung des Makula-Ödems langwierig und auch ein wenig unangenehm, aber nicht schmerzvoll. Es werden im 1. Jahr bis zu 8 Injektionen vorgenommen, im 2. Jahr wird die Anzahl der Injektionen typischer Weise auf die Hälfte reduziert. Dann werden es noch 4 Injektionen sein. Die Patienten, die ich gesprochen habe, berichteten von einer erheblichen Sehverbesserung im Nah- und Fernbereich.

Eine weiter Möglichkeit besteht durch die Injektion eines Kortisonpräparates. Auch dieses wird unter örtlicher Betäubung in den Glaskörper injiziert, allerdings sind weniger Gaben pro Jahr erforderlich. Die Nebenwirkung von Kortison ist nicht auszuschließen, obwohl sie, wenn die Kortisonpräparate ins Auge gespritzt werden, den restlichen Körper deutlich weniger belasten. Diese Therapie dichtet die feinen Gefäße ab und wirkt gleichzeitig entzündungshemmend.

Wie kommt es zu einem Makula Ödem?

Durch Flüssigkeitsansammlungen bzw. Wassereinlagerung kommt es zu Schwellungen an der Stelle des schärfsten Sehens der Netzhaut (Makula), die beim diabetischen Makula Ödem durch undichte und schadhafte Gefäße, d. h. massive Gefäßveränderungen entstanden sind. Von einem Makula Ödem spricht man auch bei anderen Ursachen z. B.:

  • Verschluss einer Netzhautvene
  • zentrale Netzhautschwellung nach Linsenoperation (Kataraktoperation)
  • Entzündung der mittleren Augenhaut

Eine operationsbedingte zentrale Netzhautschwellung hat von den o. g. Erkrankungen die beste Prognose. Bei einer schlechten Einstellung der Blutzuckerwerte, d. h. bei langanhaltenden erhöhten Blutzuckerwerten oder auch großen Blutzuckerschwankungen können die Blutgefäße im ganzen Körper, also auch die ganz feinen Blutgefäße, die Kapillaren, im Auge, geschädigt werden. Durch die starken Schwankungen der BZ-Werte verändern sich die Gefäße, was eine Art Unterversorgung der Netzhaut mit den wichtigen Nährstoffen und mit Sauerstoff zur Folge hat. Die vorhandenen Gefäße werden porös und aus ihnen entweicht Blut und Flüssigkeit.

Unser Körper versucht, das Versorgungsdefizit zu kompensieren, indem er durch die Produktion bestimmter Wachstumsfaktoren, die sog. VEGFs, zusätzlich neue Gefäße wachsen zu lassen, um die Versorgungszufuhr zu erhöhen. Diese neu gebildeten Gefäße sind aber sehr instabil und bereits am Anfang geschädigt. Ihre Haut ist porös und es entweicht wieder Blut und Flüssigkeit in die Netzhaut. Die neugebildeten Gefäße schaden dem Auge jedoch mehr als dass sie die Unterversorgung bekämpfen. Diese neu entstandenen Blutgefäße nennt man ‚Proliferationen’.

Bei der diabetischen Retinopathie spricht man auch von solchen “Gefäßsprösslingen“, aber wenn sich solche Veränderungen speziell an der Makula, einfinden, kann sich Blut und Flüssigkeit in der Makula sammeln. Dann hebt sich die Netzhaut an dieser Stelle ab, und die Makula verliert Teile ihrer wichtigen Funktionen:

  • Verlust des Scharfsehens, da hier die größte Dichte an farbempfindlichen Fotorezeptoren sind
  • Verlust des zentralen Sehens
  • stark reduziertes Kontrastsehen
  • schlechtes Detailsehe

Für beide diabetischen Augenerkrankungen gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, sofern sie frühestmöglich erkannt werden. Aus diesem Grunde ist jedem Diabetiker dringend zu empfehlen, mind. 1x im Jahr den Zustand der Netzhaut vom Augenarzt überprüfen zu lassen.

Barbara Dvorak